Die 10 Gebote der Neuen Schule

  1. Man erkennt die Welt nicht, indem man sie auswendig lernt.
  2. Die Welt ist ein Prozess. Nichts steht fest, kein Wissen ist endgültig.
  3. Die Welt ist eine lebendige Ganzheit. Als solche ist sie nicht nur mehr, sondern etwas anderes als die Summe ihrer Teile. Statt sie künstlich in einzelne Lehrfächer zu kanalisieren, soll sie als Hierarchie von einander enthaltenden Systemen gelehrt werden, in der jeder Teil ein Ganzes und zugleich Teil einer größeren Ganzheit ist.
  4. Der menschliche Leib ist im Leib der Erde enthalten, der Leib der Erde im Leib der Milchstraße, der Leib der Milchstraße im kosmischen Leib, und der kosmische Leib worin? Die Leiblehre reicht von Biologie und Turnunterricht bis zur Astronomie und Kosmologie. Alles ist lebendiger Teil des lebendigen Kosmos und erfährt sich selbst und seinen Sinn nur in diesem Zusammenhang.
  5. Die Schule soll die Grundbegriffe der Ökologie, der biologischen Landwirtschaft, den Umgang mit Heilkräutern und der Wünschelrute lehren.
  6. Die Schule soll mit dem Entstehen und Vergehen der Formen vertraut machen, den Wandlungen des Lebens, der Evolution als geistigem Prozess, den morphischen Feldern der Seele, der Biologie und Theologie des Todes und der Geographie jenseitiger Welten im Plural von Religion, Kultur und Erfahrung. (Warum nicht in der Biologiestunde, der Philosophiestunde, der Geographiestunde?)
  7. Der bisherige Unterricht basiert einseitig auf der linken, rationalen Hirnhälfte und vernachlässigt sträflich die rechte, irrational-kreative. So ist die Seele zuerst aus der Schule verschwunden und dann aus dem Leben. Das radikal andere Programm der Schmetterlingsschule bewirkt eine Harmonie beider Hirnhemisphären und mit ihr auch der beiden Hemisphären des Seins – der sichtbaren und der unsichtbaren Welt.
  8. Die Schule soll die Welten und Weltbilder der Seele lehren, den gleichen mystischen Kern aller Religionen und ihre unterschiedlichen Biographien. Mythen, Märchen und Künste sind , wie auch die Wissenschaften, die Sprachen und Dialekte des Seins. Verstümmeln wir sie nicht durch Ideologien.
  9. Liebe verbindet die Teile zur Ganzheit: Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, Dinge, Sterne. Mikro- und Makrokosmos. Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Zustand. Die Einheit der Vielfalt, der kosmische Geist. Liebend erfahren wir uns als ein Teil eines lebendigen und bewussten Universums, als Person in der Person. Liebe ist der Akt der Erkenntis schlechthin, und alles Wissen bleibt ohne sie tot.
  10. Die Schule soll uns nicht lehren, zu antworten. Die Schule soll uns lehren, zu fragen. Nicht von Antwort zu Antwort wachsen wir, sondern von Frage zu Frage. Jede Frage öffnet, jede Antwort schließt eine Tür. In der Frage fließen, in der Antwort erstarren wir. Vor allem, wenn wir sie für die letzte und einzige halten. Die Frage ist wichtiger als die Antwort. Nicht, wer alte Antworten gibt, hat die Prüfung bestanden. Die Prüfung besteht, wer eine neue Frage stellt.

 

Die neue Schmetterlingsschule
Die Rückkehr der Seele in den Unterricht 

von Lotte Ingrisch

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